Gut zu wissen


(Bild: M.Große)

Jedes akustische Tasteninstrument ist individuell und benötigt somit individuelle Anpassungen.

 

Im folgenden kommen interessante Textstellen aus dem Buch "Piano- und Flügelstimmung" - von Carl-Johann Forss:


Regelmäßige Unterhaltsstimmung - Wozu?

Innenraumklima 

"...Die häufigste Ursache für das Verstimmen eines Klaviers liegt in den Veränderungen der Luftfeuchtigkeit. Das Raumklima beeinflusst also ganz stark die Stimmung des Instruments und die Funktion seiner Spielmechanik, weshalb es sich lohnt, Veränderungen der Luftfeuchtigkeit vorzubeugen. 

Sinkt das Thermometer im Winter unter 0°C, gefrieren die Wasserpartikel in der Luft. Die Luft wird dadurch trockener. Bald darauf wird auch die Innenraumluft trockener. Hält die Kälteperiode länger an, werden auch die Materialien im Haus trockner, wie zum Beispiel Möbel, das Klavier oder der Flügel. In einem Klavier oder Flügel ist es zuallererst die Holzoberfläche des Resonanzbodens, die beeinflusst wird. Danach dann die Filze und Holzteile der Spielmechanik. Der Resonanzboden aus Fichtenholz ist in einen stabilen Holzrahmen eingespannt und verleimt. Deshalb kann er sich nur wenig bewegen. Anstatt sich auszubreiten, bewegt er sich daher auf und nieder. Der Resonanzboden reagiert auf Schwankungen der Luftfeuchtigkeit, indem sich seine Wölbung mit zunehmender Luftfeuchtigkeit verstärkt. Dadurch erhöht sich die Stimmung. Nimmt die Luftfeuchtigkeit ab, trocknet auch der Resonanzboden, weshalb die Wölbung flacher wird. Dann sinkt die Stimmung. Deshalb ist es wichtig, dass die Luftfeuchtigkeit des Innenraums so stabil wie möglich ist.

 

Die Stimmtonhöhe kann sich natürlich auch dadurch verändern, dass man mit der nächsten Stimmung zu lange wartet, es können aber auch andere physikalische Faktoren eine Rolle spielen. Der Zeitfaktor zusammen mit dem Feuchtigkeitsfaktor macht ein regelmäßiges Unterhaltsstimmen des Instruments unbedingt erforderlich. Wird das Klavier regelmäßig gestimmt, haben Sie mehr Freude an dem Instrument.

 

Selbst wenn das Instrument nicht regelmäßig gespielt wird, sollte es im regelmäßigen Turnus eine Unterhaltsstimmung erhalten. Diese Stimmung soll dafür sorgen, dass das Instrument auf seiner Tonhöhe verbleibt..."

 

Maßnahmen: Was tun für ein gleichmäßiges Innenraumklima?

Zunächst sollte mit einem Hygrometer die relative Luftfeuchtigkeit gemessen werden. (besser wäre ein Psychrometer zur Messung der Luftfeuchtigkeit)

 

Im Winter darf das Gerät ruhig andere Werte anzeigen, als im Sommer. Dennoch ist es gut, wenn man die Werte zwischen 35% und 50% eingrenzen kann, um längere Trocknungsphasen im Winter auszugleichen und zu hohe Werte im Sommer einzudämmen.

 

 

Die Messwerte auf diesem Gerät stammen aus der Sommerzeit in einem Keller. Die relative Luftfeuchtigkeit ist dort meistens zu hoch, als dass es einen günstigen Standpunkt für ein Klavier darstellen könnte .

Zu trockene oder feuchte Luft? Möglichkeiten, um eine größere Gleichmäßigkeit der Luftfeuchte zu erreichen:
  • mit Luftbefeuchter zu trockener Luft entgegenwirken
  • Innenraumtemperatur im Winter senken 
  • Instrumente, die auf Fußbodenheizung stehen, mit Isoliermaterial schützen (manchmal reicht es einen Teppich unter Flügel zu stellen)
  • Einsatz von Klimakontrollsystem "Dampp-Chaser" (stabilisiert die Luftfechte innerhalb des Instrumentes und führt dazu, dass das Instrument generell weniger vom Innenraumklima beeinflusst wird)
  • im Spätsommer, bei hoher Feuchte,  Dampp-Chaser verwenden und zusätzlich eine Glühbirne von 25 - 60 Watt an die Innenseite des Unterrahmens unmittelbar über den Pedalen anbringen (Birne muss frei hängen!) - Birne brennen lassen, bis man mit dem Heizen beginnt. Bei Flügeln wird sie unmittelbar unten an der Rahmenverstrebung angebracht

Wo sollte man sein Instrument aufstellen bzw. nicht aufstellen?

  • möglichst nicht in der Sonne (Sonnenstrahlen umgehen, um Ausbleichen des Furniers, aber auch direkte Erwärmung zu vermeiden)
  • nicht in unmittelbare Heizkörper- oder Fensternähe stellen
  • Klavier sollte frei stehen, mind. 10 cm von der Wand entfernt (wegen der Luftzirkulation, aber auch wichtig zur Klangentfaltung)